Der Garten der kleinen Wunder

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Der Garten der kleinen Wunder

Mira sprang barfuß über den taufrischen Rasen. Der Ostersonntagmorgen war sonnig, und der Garten von Oma Emmi war wie verzaubert: Überall leuchteten bunte Eier zwischen Narzissen und Tulpen, die Bäume trugen zarte grüne Blätter, und irgendwo in der Ferne sang eine Amsel ihr Frühlingslied.

„Oma, weißt du, was ich mir wünsche?“ rief Mira und blieb vor dem kleinen Holzschild stehen, das Emmi jedes Jahr zu Ostern aufstellte. Darauf stand in schwungvoller Schrift:

„Das Leben blüht – hab Vertrauen.“

Oma Emmi kam mit einem Korb voller frisch gebackener Hefezöpfe aus der Küche und lächelte. „Na, was wünschst du dir?“

Mira überlegte. „Dass immer wieder etwas Neues beginnt. Dass es nie zu spät ist für schöne Dinge.“

Emmi nickte. „Das ist genau das, woran wir uns heute erinnern. Ostern ist das große Versprechen: Auch wenn etwas vorbei ist – das Leben geht weiter. Es wächst. Es blüht. Und es überrascht uns mit Neuem, wenn wir es zulassen.“

Mira schaute wieder auf das Schild. „Geht das auch, wenn man mal nicht so genau weiß, wie es weitergeht?“

„Gerade dann“, sagte Emmi und legte ihr den Arm um die Schulter. „Auch der Frühling ist das Zeichen dafür, dass das Leben und Licht selbst die dunkelste Nacht durchbrechen kann. Und dieses Licht tragen wir alle in uns. Auch du.“

Da hob Mira den Kopf. In der Mitte des Gartens entdeckte sie einen kleinen Baum, den sie im letzten Jahr gemeinsam mit ihrer Oma gepflanzt hatte. Damals war er kaum ein Zweig gewesen – jetzt trug er die ersten zarten Blätter.

„Ich glaube, ich verstehe es“, sagte sie leise.

Oma Emmi lächelte. „Es braucht Zeit. Aber alles wächst – auch du.“

Mira nahm sich ein Osterei aus dem Gras, betrachtete das goldene Muster darauf und rief dann fröhlich: „Ich will heute noch mehr Pflanzen! Und bunte Steine bemalen! Und vielleicht… ein eigenes Schild machen!“

„Das klingt ganz nach einem neuen Anfang“, sagte Emmi. Und während die beiden gemeinsam überlegten, welche Samen sie noch säen könnten, begann der Tag – voller kleiner Wunder und leiser Freude.

Autor unbekannt