Corona-Krise und was der Baron Münchhausen im Sumpf nicht wusste …

Corona-Krise und was der Baron Münchhausen im Sumpf nicht wusste … 2508 1672 concepttomorrow

Corona-Krise und was der Baron Münchhausen im Sumpf nicht wusste …

Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen lebte im 18. Jahrhundert. Es war die Zeit ohne Fernseher, Internet, Social Media, Facebook & Co. Viele Junge Leute können sich heutzutage so eine Welt vermutlich gar nicht vorstellen oder diese als „lebenswert“ erachten, denn sie mag aus heutiger Perspektive langweilig erscheinen. Keine Instagram Stories, keine Filme, keine Unterhaltung durch YouTube & Co. Was haben damals die Menschen überhaupt gemacht, um Spaß zu haben? Wir wissen, dass sich die Menschen als Unterhaltung u.a.  viele Geschichten erzählt haben. Baron Münchhausen ist eben durch seine Erzählungen berühmt geworden. Ich habe schon als Kind manche von seinen unglaublichen Geschichten gelesen und auch Kinderfilme gesehen. Manche waren sehr unterhaltsam, andere weniger. Aber eine Geschichte hat mich immer wieder zum Staunen gebracht. Und zwar die, in der Baron Münchhausen sich selbst aus der Patsche geholfen hat. Das ist die Geschichte in der Münchhausen sich samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht. Erstaunlich. „Selbst war der Mann“ könnten wir heute sagen. Als kleines Kind habe ich tatsächlich einmal es versucht, mich aus dem Wasser an eigenen Haaren zu ziehen und bin, wie Sie sich denken können, kläglich gescheitert.

Dennoch: Die Geschichte ist mir stets präsent geblieben. Als ich Psychologie studierte, habe ich mich u.a. mit dem Thema Resilienz auseinandergesetzt. Und dabei wurde mir etwas bewusst, was der Baron Münchhausen nicht ahnte und dennoch praktiziert hat.

Baron Münchhausen hat in seinen Erzählungen, die viele Menschen als Lügengeschichten bezeichnet haben, sehr lebhaft gezeigt, wie er auf seinen eigenen starken Resilienz-Schutzfaktor zurückgegriffen hat (vielleicht nicht nur in seinen Geschichten): nämlich auf den sog. Faktor „Eigenverantwortung“.

  • Es ist die Fähigkeit, sich selbst nicht als Opfer der gegebenen Umstände zu betrachten, sondern als „Täter“, der tatkräftig, handlungsfähig und mündig ist, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen und Verantwortung dafür zu übernehmen.

    Sich selbst samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, kann symbolisch betrachtet werden und als gutes Beispiel für den Schutzfaktor Eigenverantwortung dienen. Wenn wir beispielsweise krank sind, unterstützen uns die Ärzte gesund zu werden, aber der Genesungsprozess findet in uns selbst statt. Wir ziehen uns somit jedes Mal buchstäblich selbst aus dem Sumpf, auch wenn uns das selten bewusst wird. Dennoch tun wir es jedes Mal sehr erfolgreich und zwar durch die Genesung. Auch wenn Sie jemanden bspw. beraten oder eine Idee geben, ist der Gegenüber selbst für die Entscheidung verantwortlich, ob er die Idee bzw. Ihre Beratung annimmt. Sie bauen mit Ihrer Beratung oder Ideen, symbolisch betrachtet, Brücken für den Anderen. „Gehen“, also sich entscheiden, wird jeder Mensch selbst in Eigenverantwortung.

    In der heutigen Corona-Krise haben wir folgende Situation: Viele Menschen haben bereits jetzt weniger Einnahmen oder erwarten einen Rückgang, viele wurden im Job ausgebremst und konnten in den letzten Wochen – und eventuell auch in der nächsten Zeit – keine Geschäfte abschließen, andere hadern immer noch mit der aktuellen Situation und akzeptieren die angeordneten Einschränkungen – von der Maskenpflicht bis hin zu Reiserestriktionen ­–nicht. Jeder von uns hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Genauso wie Baron Münchhausen. Und genau wie Baron Münchhausen kann jeder von uns den eigenen Schutzfaktor „Eigenverantwortung“ bewusst stärken und sogar ausbauen.

  • Vor der Corona-Krise habe ich als Trainerin und Coach häufig über Strategien berichtet, die den Schutzfaktor „Eigenverantwortung“ stärken:neben positiven Vorhaben für den kommenden Tag  beispielsweise regelmäßig Wasser zu trinken, kleine Bewegungsübungen tagsüber am Arbeitsplatz durchführen, mehrmals  tagsüber kurz das Büro verlassen, mehr Obst und  Gemüse essen, Minipausen an der frischen Luft einplanen, die Treppe statt den Lift benutzen, aktiv ein Gespräch mit einer netten Person führen, generell drei Mal täglich etwas Gutes für sich selbst tun.

    Diese Beispiele zeigen, wie wir unsere Eigenverantwortung täglich stärken und ausbauen können. Die Liste kann lang werden, jeder hat seine individuellen Schwerpunkte. Und das ist normal und gut so.

  • In der gegenwärtigen Ausnahmesituation ist es umso wichtiger, diesen Schutzfaktor noch mehr zu stärken, denn nur wir selbst können uns am eigenen Schopf aus dem „Sumpf“ von Frust und Ärger ziehen.

    Einige Coaching Fragen können Ihnen dabei helfen:

    Überlegen Sie sich doch einfach mal:

    • Was können Sie selbst tun, um sich von eigenen negativen Gedanken, Einstellungen oder Glaubenssätzen zu befreien?
    • Wie können Sie ihre persönliche Situation oder sich abzeichnende Entwicklung – beispielweise durch drohende Rezession – akzeptieren, um Ihre Kräfte zu mobilisieren und Handlungen anzupassen.
    • Was kann Ihnen jeden Tag helfen, damit Sie gesund, zuversichtlich und handlungsfähig bleiben?
    • Was ist generell das Gute an der schlechten Situation, die durch Corona-Krise entstanden ist?

Diese Fragen dürfen Sie für sich selbst beantworten und Ihre Lösungen auch selbst umsetzen. Ganz im Sinne des Schutzfaktors, von dem Baron Münchhausen damals noch nichts wusste: eben im Sinne der Eigenverantwortung.

Und bleiben Sie auf Ihrem Weg der persönlichen Entwicklung stets neugierig und gesund.

Das wünsche ich Ihnen vom ganzen Herzen

Ludwika