Ein kleiner Schritt für die Menschheit – aber ein großer Schritt für Dich

Ein kleiner Schritt für die Menschheit – aber ein großer Schritt für Dich 1600 1200 concepttomorrow

Ein kleiner Schritt für die Menschheit – aber ein großer Schritt für Dich

Als ich im Sommerurlaub mit meiner Familie das wunderschöne Berchtesgadener Land erkundet habe, sind wir natürlich in den Bergen wandern gewesen.

Das Wandern selbst scheint grundsätzlich keine schwierige körperliche Aktivität zu sein. Ein bisschen wandern, was kann da schon dabei sein (dachte ich). Und das stimmt, wenn die Wanderwege leicht bis mittelschwierig sind. Es gab dort, wo wir waren, viele leichte und mittelschwierige Wanderwege, und sogar ich konnte die Berge mit Bravour (wenn auch mit manchmal kürzerem Atem) erklimmen.

Erst als wir uns auf den zweitgrößten Berg Deutschlands gewagt haben, auf den Watzmann, habe ich meine Meinung zum Thema Wandern ein klein wenig differenziert. Mir war schon klar, dass es schwierige Routen in den Bergen gibt, die gar nicht so leicht sind. Daher haben wir uns für den leichtesten Wanderweg auf den Watzmann entschieden. Und dennoch war dieser vermeintlich „leichte“ Wanderweg bis zum Watzmannhaus doch sehr schwierig. Die Leichtigkeit bestand darin, dass der Weg recht breit und der Boden hart und eben war (keine großen Steine, keine übermäßig steilen Stellen oder hohe Stufen). Dennoch: Der Weg war alles andere als leicht. In engen Kurven schlängelte er sich nach oben, gerade Passagen gab es nicht. Immer nur hoch, hoch, hoch. Als wir nach drei langen Wanderstunden endlich am Watzmannhaus ankamen, war ich verschwitzt und kaputt. Als wir uns hingesetzt hatten, mein Atem sich beruhigt hatte und ich ins Tal schaute, da fühlte ich mich richtig gut. „Ich habe es geschafft“ – dachte ich und lächelte. Es war ein großartiges Gefühl. Auch wenn ich wusste, dass der Berg nicht besonders hoch war, und dass viele Menschen es schaffen (auch viele, die älter als ich sind, was ich unterwegs immer wieder gesehen habe). Diese Tatsachen haben nichts an meinem Gefühl verändert. Ich fühlte mich großartig, ich war glücklich und stolz auf meine eigene Leistung.

Die sogenannte „Selbstwirksamkeit“, also das Vertrauen in die eigene Kraft, wird genau in solchen Momenten und vor allem durch solche Gedanken und Gefühle entwickelt und gestärkt.  „Selbstwirksamkeit“ ist einer von sieben Schutzfaktoren der menschlichen Resilienz, d.h. der psychischen Widerstandskraft. Selbstwirksamkeit – der Glaube an die Fähigkeit, Dinge aus eigener Kraft erfolgreich zu Ende zu bringen – unterstützt uns, auch schwierige Situationen zu meistern. Die Selbstwirksamkeit hilft uns weiterzumachen, auch in vermeintlich aussichtslosen Situationen (beispielsweise Arbeitsplatzverlust, schwere Krankheit, drohende Insolvenz). Dieser Schutzfaktor ist enorm wichtig und dennoch nicht bei jedem von uns stark ausgeprägt. Dafür mag es viele Gründe geben, aber viel wichtiger ist für uns, dass wir daran arbeiten können, um eigene Selbstwirksamkeit zu stärken und auszubauen.

In Workshops zum Thema „Resilienz – innere Stärke stärken und ausbauen“ bitten wir die Teilnehmer einem Sitznachbarn zu erzählen, auf welchen eigenen Leistungen sie besonders stolz sind.  Oft herrscht dann Stille im Raum.  Bei Nachfrage sagen viele Teilnehmer, dass sie nicht wissen, was sie sagen sollen, weil sie keine Leistung im Leben erbracht haben, auf die sie besonders stolz sind. Alle Leistungen waren aus ihrer Sicht „normal“.

Auf Nachfrage „Wie definieren Sie, normal’? heißt es oft, dass sie im Vergleich zu den anderen Menschen nichts Besonderes vollbracht haben.

Wahrscheinlich ist das mit ein Grund, weswegen bei vielen Menschen die „Selbstwirksamkeit“ wenig ausgeprägt ist. Wir vergleichen unsere eigenen Leistungen mit den Leistungen anderer. Wenn wir das im Leben permanent tun, haben wir höchst wahrscheinlich kaum oder nur wenig Grund zur Freude und keinen Anlass stolz zu sein. Denn es gibt eine Menge Menschen auf diesem Planeten, die Dinge besser als wir machen. Die anderen können schneller entscheiden, lernen, Dinge besser im Gedächtnis behalten, laufen schneller, können besser fremde Sprachen lernen, machen mehr Umsatz, sind beruflich erfolgreicher, haben eine glücklichere Beziehung, besser erzogene Kinder, mehr Geld, schönere Häuser, Autos, mehr Urlaub usw.

Wenn wir unsere Leistung ständig im Vergleich zu anderen Menschen bewerten würden, könnten wir ganz schön frustriert und sogar depressiv werden.

Und genau deshalb sollten wir es anders tun.

Vergleichen Sie eigene Leistungen am besten mit sich selbst. Und seien Sie ruhig stolz, wenn Sie die Dinge (endlich) geschafft haben, trotz vieler Stolpersteine und innerer „Schweinehunde“. Wenn Sie sich beispielsweise vorgenommen haben zwei Mal pro Woche Sport zu treiben, und es nach drei Wochen endlich geschafft haben, dann seien Sie mächtig stolz auf sich selbst. Sie haben schließlich Ihren „inneren Schweinehund“ überwunden (auch wenn er in den nächsten zwei Wochen die Oberhand gewinnt – egal). Und das ist toll!

Sie haben es geschafft zwei Tage ohne Zigarette auszuhalten, einen Tag auf Zucker im Kaffee verzichtet, drei neue Kunden angerufen (trotz innerer Widerstände), den Stapel Papier auf dem Schreibtisch endlich sortiert, heute die Treppe genommen (statt den Aufzug), sich beim aufbrausenden Kind innerlich zusammengerissen haben und ruhig geblieben sind: Seien Sie glücklich und stolz auf sich, auf Ihre eigenen Leistungen, und genießen Sie den Moment. Das kann Ihren Schutzfaktor „Selbstwirksamkeit“ stärken und Ihre Resilienz ausbauen. Und diese wird Sie in belastenden Situationen schützen und Ihnen helfen, trotz Widrigkeiten weiter zu machen.

Und noch ein Tipp: Machen Sie es so, wie in der Geschichte über den Wettlauf zwischen Fröschen und Hasen – die Strecke führte einen steilen Berg hinaus. Viele Zuschauer zweifelten an derart alpinen Fähigkeiten der Frösche. Die Frösche hörten, was man von ihnen hielt. Einer nach dem anderen gab auf dem Weg nach oben auf – bis auf Einen. Er erreichte den Gipfel. Am Ziel wollte ihn ein Reporter fragen, wie er es geschafft habe.  Der Frosch aber konnte kein Interview führen. Er war nämlich taub.

Mir ging es bei Erklimmen vom Watzmann ähnlich: Jemand hatte vorher gesagt, dieser Anstieg sei in meinem Alter wohl kaum zu schaffen – ich hörte einfach nicht auf diese Zweifel.

Also machen Sie wie der Frosch (oder wie ich ): Stellen Sie sich gegenüber den Menschen taub, die Ihre  Leistung anzweifeln. Hören Sie nicht zu, sondern folgen Sie Ihrem Herzen und seien Sie dann glücklich und stolz, wenn Sie „Ihren Watzmann“ erklommen haben. Stärken Sie Ihre Selbstwirksamkeit und klopfen Sie sich ruhig und stolz auf die Schulter.

Das haben Sie sich in vielen Lebenssituationen redlich verdient!

Stärken Sie immer wieder bewusst Ihre Selbstwirksamkeit und dadurch Ihre Resilienz, und bleiben Sie stets neugierig.

Ludwika